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Es flitzt der Rollstuhl

Der junge Mann düst so schnell, dass Flammen aus seinem Rollstuhl schiessen. Das Bild mit dem geschwinden Herrn ist Teil einer Emoji-Reihe, welche die Aktion Mensch kürzlich herausbrachte. 27 Icons, GIFs und Emojis gehören zur Tastatur-App Inklumoji der deutschen Sozialorganisation – allesamt Motive zum Thema Menschen und Behinderung: eine Frau ohne Arme, die mit dem Mund ein Bild malt; ein Mann mit Prothese, der die Hand der Partnerin hält; Gebärden für Liebe, Dank und Freundschaft.

Seit den 1960ern setzt sich Aktion Mensch (früher Aktion Sorgenkind) für die Inklusion ein, sprich für das gleichberechtigte Teilhaben aller Menschen an der Gesellschaft. Und zur heutigen Gesellschaft gehört eben auch die moderne Kommunikation. «Emojis mit Behinderung haben die Nutzer von SMS- und Messenger-Diensten bislang vergeblich gesucht», schreibt die Organisation auf ihrer Website.

Freude am Emoji-Projekt hat man hierzulande bei Pro Infirmis. «Solche Aktionen begrüsse ich sehr», sagt Urs Dettling, Leiter Sozialpolitik des Vereins. «Man kann das mit Spielzeug vergleichen: Playmobil-Figuren, die eine Behinderung aufweisen, zeigen Kindern schon beim Spielen, dass es Menschen im Rollstuhl gibt.» Überdies biete die Kampagne die Chance, ein breiteres Publikum für den Gedanken der Inklusion von Menschen mit Behinderung zu sensibilisieren.

Humor und Selbstbewusstsein

Die App Inklumoji ist seit letzter Woche gratis in den App-Stores von Apple und Google erhältlich. In Deutschland stellten sich die ersten Kommentatoren bereits die Frage, wer denn nun die Emojis verwenden dürfe. Tatsächlich zeigte schon die Einführung von verschiedenen Hautfarben, wie schnell Emojis zum Politikum werden können. Als die amerikanische Schauspielerin Ellen Pompeo Ende 2016 in einem Tweet über eine Ku-Klux-Klan-Doku schwarze Emojis verwendete, wurde sie angegriffen.

Für Urs Dettling von Pro Infirmis ist klar: ob mit Behinderung oder ohne, alle sollen die Emojis von Aktion Mensch verwenden. Er begrüsst auch, dass die Icons humoristisch daherkommen. «Das ist eine Kommunikation, die positiv besetzt ist. Diese Emojis normalisierten viel stärker, als wenn man versucht, jemanden mit Behinderung in einem Heiligenbildchen darzustellen.»

Pro Infirmis selber habe um die Jahrtausendwende die Bildsprache überarbeiten müssen. Früher seien Menschen mit Behinderungen auch in Sensibilisierungskampagnen in Nebenrollen dargestellt worden. «Heute versuchen wir, in den Köpfen der Öffentlichkeit ein neues, gewandeltes Verständnis von Menschen mit einer Behinderung zu verankern: Selbstständigkeit, Selbstbewusstsein, Eigenverantwortung.»

Bald Teil der regulären Tastatur?

Diesbezüglich gebe es nicht nur in der Schweiz noch einiges zu tun, so Dettling. Die Aktion Mensch derweil plant bereits, die Aufnahme ihrer Emojis in den Unicode-Zeichenstandardsatz zu beantragen. Damit sie bald zur regulären Emoji-Tastatur von Smartphones und Tablets gehören – die Frau, die im Rollstuhl düst, oder der Mann, der seine Partnerin mit der Prothese hält.